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Kunst trotz Abstand

Presse Artikel vom 31.08.2020 von Redakteur Sven Koukal

Wie Kunst Kinder fördert

Was brauchen Kinder, um glücklich zu sein? Oder umgekehrt gefragt: Was macht sie unglücklich? Dem komplexen Thema Glück widmet sich die Ersingerin Claudia Lemke in ihrem neuesten Projekt „Glückssuche“. Der Theaterpädagogin, die in der TheaterWerkstatt Ulm das von ihr gegründete „Theater Mücke“ führt, ist es ein Anliegen, Kinder an die Kunst heranzuführen. Nicht über klassisches Theaterspiel, sondern über die sogenannte Perfomance-Kunst. „Sie ist ein Ereignis, das Denkprozesse in Gang setzt und bei der alle Beteiligte, also auch die Zuschauer, sich mit ihrer eigenen Biografie und gesellschaftlichen Bezügen auseinandersetzen“, sagt Claudia Lemke.

Kinder werden Teil der Aufführung

Kinder werden so automatisch Teil der Aufführung und gestalten die Geschichte aktiv mit. „Sie fühlen sich ernst genommen und erleben Kultur auf kindgerechte Art. Echte Gefühle, handgemachte Musik und direktes Erleben bieten einen wertvollen Kontrast zu der von digitalen Medien geprägten Zeit“, so Lemke. Performance-Kunst mag für Außenstehende vielleicht im ersten Moment abschreckend klingen (Lemke: „Ich hatte am Anfang mit performativem auch nicht viel zu tun“) hat aber System. Das Theater Mücke steht, so erklärt sie, für interaktive Theatererlebnisse für Kinder ab drei Jahren, in kindgerechter Atmosphäre, mit viel Liebe zum Detail und einer Besonderheit: Statt den Kindern ein Theaterstück „aufzudrücken“, kommen die Ideen für die Projekte von den Kindern selbst. Lemkes Ansatz: „Vom Rollenspiel der Kinder zum Theaterspiel.“

Es gehe nicht darum, am Ende ein fertiges Produkt, ein fertiges Stück zu haben. „Kinder sollen ohne Druck und ohne Bewertung, durch die Freude am Tun, für sich selbst erfahren, was für sie passt“, sagt sie. Als Beispiel nennt sie das neue Projekt „Glückssuche“, das vom landesweiten Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ finanziell unterstützt wird. „Jedes Kind bringt sein Glück oder Unglück als Thema mit und wir Theaterpädagogen sind dafür verantwortlich, das herauszukitzeln.“ Mal geht es vielleicht um die verstorbene Oma, mal um die aktuelle Situation rund um das Virus. Wegen Letzterem setzt Claudia Lemke beim Projekt „Glückssuche“ zusammen mit den Künstlern Jörg Zenker und Silvia Beirmann auf einen neuen Ansatz.

Mit der Unterstützung durch das Land wird ein Kulturbus angeschafft, gefüllt mit Materialien und Konzepten der Performance-Kunst. „Denn Interaktives in unserem kleinen Raum geht wegen des Abstands nicht mehr und das wohl auf lange Zeit“, sagt sie. Deshalb geht es mit dem Bus raus, „in den öffentlichen Raum, in die Schulen“. Bestenfalls finden die Aktivitäten, die mit zwei Grundschulen und zwei Kindertageseinrichtungen geplant sind, nicht in den Klassen- oder Gruppenräumen statt, sondern „draußen“: in Bibliotheken, auf öffentlichen Plätzen oder auch auf der Schulwiese.

Als Erzieherin viel Erfahrung mit Kindern

Die Motivation, mit Kindern künstlerisch zu arbeiten, kommt nicht von Ungefähr. Claudia Lemke ist Erzieherin und hatte schon immer eine Leidenschaft für das Theater, schon in der Schulzeit stand sie als Laienschauspielerin auf der Bühne. 2007 war es dann, als sie sich entschlossen hatte, das Hobby mit dem Beruf zu verbinden, berufsbegleitend ließ sie sich zur Theaterpädagogin ausbilden. Seit 2009 bringt sie ihre Fachkenntnisse in die Kindergartenarbeit ein. „Im Kindergarten erlebe ich, was Kinder beschäftigt, interessiert und anspricht.“ Es gehe ihr dabei nicht nur um einfache Unterhaltung, sondern „um echtes Auseinandersetzen mit den Themen der Kinder“.

Das Theater Mücke wurde von Claudia Lemke 2017 gründet und hat seine feste Spielstätte in der oberen Donaubastion. Doch dort ist eben der Platz begrenzt, weshalb sie sich auch um die Landesförderung beworben hatte. Ziele des neuen Projekts sollen sein, kunstpraktische Aufgaben zu vermitteln, die einen künstlerischen Prozess beim Kind in Gang setzen und auch, dass sich Kinder mit ihren Lebensthemen und auch mit denen anderer Kinder auseinandersetzen. „Eine künstlerische Transformation beginnt und ein Gemeinschaftsgefühl entsteht – trotz Abstand“, heißt es in der Projektbeschreibung. „Ich freue mich über die Förderung und möchte dem Projekt gerecht werden“, sagt sie.

Nicht nur in Ulm bekannt

Nicht nur in Ulm hat sich Lemke einen Namen gemacht. Auch in Ersingen selbst ist sie bestens bekannt, führte sie doch schon in mehreren Stücken der Theatergruppe der SG Ersingen Regie, zuletzt beim Stück „Kaviar und Hasenbraten“. Auch hier ist es ihr wichtig, dass die Schauspieler „nicht nur die Rolle spielen, sondern sie leben“, das führe zu mehr Authentizität, was auch das Publikum spürte.

Alle Infos zu Lemkes Projekten gibt es unter theater-muecke.de

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